Etwas außerhalb des kleinen niedersächsischen Ortes Rethmar zwischen Hannover und Peine liegt ein Golfplatz, der den Begriff „Links“ in seinem Namen trägt: Rethmar Golf Links.
Für den echten Golfer scheint dies erstmal eine Unlogik in sich zu sein, denn dieser Ausdruck bezeichnet üblicherweise einen Platz, der direkt angrenzend ans Meer liegt, einen flach-welligen Charakter hat und stark dem Einfluss des Windes ausgesetzt ist. Paradebeispiele dafür lassen sich in Großbritannien finden, doch muss ich dem Kurs in Rethmar wohl ähnliche Eigenschaften bescheinigen – obwohl hier irgendwie das Meer fehlt. Optisch ein Gedicht ist der Anblick der Clubhausfassade vom Platz her gesehen, die mit schönen architektonischen Details zu glänzen weiss. Die Richtung der Ansicht habe ich eben absichtlich betont, denn von der Rückseite her, wo auch diverse Parkplätze zu finden sind, hat das Gebäude den „Null-Flair“-Faktor … und sieht aus wie eine sterile Lagerhalle.
Zu erreichen ist der Platz relativ gut, obwohl keine Autobahn in unmittelbarer Nähe vorhanden ist. Über die Bundesstraße 65 zwischen der Nord-Süd Autobahn A 7 im Westen und der Stadt Peine im Osten fahrend wird der Ort Rethmar direkt durchquert. Wegweiser zum Platz sind vorhanden, aber aus Richtung Peine kommend schnell mal zu übersehen.
Der Clubparkplatz ist groß, aber mit nervigem Schotter beschichtet, der sich später auch in den Rillen der Schuhsohlen, im Auto und sonstwo wiederfindet. Wer dann also den Anblick der Lagerhallenwand verkraftet hat und das Gebäude umrundet, kann sich an großzügiger und fast mediterraner Optik erfreuen. Hohe Säulen und Terrassenmöbel aus Metall mit südländischem Touch wirken positiv auf die Stimmung. Der Stil setzt sich im Innern des Gebäudes verstärkt fort, sodass hier im Art Deco-Stil mit antikem Touch eher Gemütlichkeit und Wohlfühlen angesagt ist: schön gemacht. Ein doch mehr praktisches Manko ist jedoch, dass die Toilettenräume nur sehr ‚kompakt’ gebaut wurden. Bei größerem Andrang, zum Beispiel bei Turnieren, kann sich schon einmal eine Warteschlange bilden – etwa so wie an den Damentoiletten auf Flughäfen, kurz vor dem Abflug. Der Empfang an der Clubrezeption ist sehr herzlich und freundlich, die Bedienung im Restaurant fix unterwegs. Die Preise für Getränke und Speisen halten sich in erträglich gutem Rahmen.
An den hier vorhandenen Trainingsmöglichkeiten wären sicher auch andere Clubs interessiert, da sie sehr durchdacht angelegt und vielfältig sind. Herausragend ist hier das große und gut ondulierte Putting Green zu nennen, das sich fast unmittelbar vor der Terrasse befindet. Aber auch der Pitch/Chip-Bereich verdient Lob.
Manchmal etwas HinterLinkig
Der 18-Loch Kurs wurde von der US-Golflegende Arnold Palmer in seiner Eigenschaft als Platzarchitekt entworfen und in die hier karge wie auch flache Landschaft perfekt integriert. Wer den Platz nicht kennt, lernt ziemlich schnell alle Tücken und Gemeinheiten kennen. Spieler mit Tendenz zum Hook oder Slice kriechen sicher nicht nur einmal im dichten Rough in schottischem Stil neben den Spielbahnen herum. Immerhin sind die Grüns durchgehend recht großflächig, aber zur Erschwernis schön onduliert. Zwei bis drei Putts sind hier keine Schmach. Nicht nur einmal kommt in Rethmar Wasser ins Spiel. Manche dieser Hindernisse sind großflächig und offensichtlich, andere auch mal erst sichtbar, wenn es zu spät ist. Golfer fast jeden Handicaps werden auch Bekanntschaft mit den zahlreichen Bunkern machen. Was hierbei negativ aufstößt, zumindest bei meinem letzten Besuch, ist die fast harte Oberfläche des Sandes. Ein locker weicher Schlag aus diesen Bunkern war fast nicht machbar. Trotz dieses Umstandes ist die Pflegequalität insgesamt als gut bis sehr gut zu bezeichnen.
Konzentriert seinem Spiel folgend kann die Scorekarte ein annehmbares Ergebnis bestätigen. Aber der Anspruch des Platzes ist eher als hoch einzustufen und eine gute Spieltaktik ist das A und O. Schwieriger wird es, wenn auch noch Wind ins Spiel kommt, was bei der fast topfebenen Landschaft ziemlich häufig vorkommt.
Wer einmal diese Gegend besucht, sollte sich an den schönen Platz herantrauen. Ein Linksstyle im Inland mit kniehohen Roughzonen und offenem Gelände, allerdings ohne das Meer im Hintergrund, findet man allgemein eher selten. Das hier zu zahlende Greenfee (WT 45 Euro, Wochenende 55 Euro – Stand: 2012) ist der gebotenen Leistung angemessen und nicht abgehoben. Witzig ist die Regelung für das Greenfee an Montagen: Hier zahlt der Gast für 18 Löcher den Betrag, der seinem Handicap entspricht … jedoch nie mehr als 36 Euro.
Die Adresse, oder genauer der Straßenname des Clubs, lässt recht tief in manch geschundene Golferseele blicken, nachdem die Runde hier vorüber ist: Seufzerallee :-)
Daten (Stand: 2012)
Rethmar Golf Links
Seufzerallee 10
31319 Sehnde/Rethmar
Website: Rethmar Golf – golf51
Habe den Platz früher mal von weiß bei regionalen Ranglistenspielen spielen müssen ;) Unheimlich lang und bei starkem Wind ein echtes Monster!!!