Vorgabensystem: Deutliche Veränderungen ab 2016

25. Juli 2015 | Von | Kategorie: golfnews

Nicht wenige Golfspieler in Deutschland störten sich schon länger an Formalien und nicht für jeden sofort durchschaubare Berechnungen beim aktuellen Vorgabensystem. Als Dauerstreithema bei vorgabenwirksamen Turnieren etwa sei hier die vormals CSA (Competition Stableford Adjustment) genannte Berechnungsformel erwähnt, die später in die noch aktuell angewandte Pufferzonenanpassung CBA (Computed Buffer Adjustment) einfloss.

Als Folge dieser gefühlt künstlichen und komplex errechneten Korrekturen wusste ein Spieler zum Ende seiner vorgabenwirksamen Turnierrunde nicht mehr sofort, ob er nun sein bisheriges Handicap weiterhin behielt, es stieg oder sank. Alles war abhängig von den Spielbedingungen auf dem Platz am Tage des Turnieres sowie der Ergebnisse aller anderen Turnierteilnehmer. Das verursachte teils unnötigen Frust, sodass in der Folge immer weniger Golfer Spaß daran hatten, an Turnieren teilzunehmen – besonders die, denen das Handicap sehr wichtig zu sein schien.

Der Deutsche Golf Verband prescht vor

Im Rahmen seiner Initiativen, mehr Menschen vom Golfsport zu begeistern und in diesem Zusammenhang auch die Regularien zu vereinfachen und leichter durchschaubar zu machen, schlug der DGV der EGA (Europäischer Golf Verband) als das europäische Handicapsystem regelnden Institution einige Veränderungen vor – die teils sehr tiefgreifend für die Ergebnisermittlung bei Turnieren sind. Auch sollte zukünftig verstärkt Rücksicht darauf genommen und unterschieden werden, dass rein freizeitorientierte Golfspieler andere Auffassungen und Wünsche an eine Turnierteilnahme haben als der wettkampforientierte Vielspieler.

Bei der turnusgemäßen Regularienanpassung im kommenden Jahr 2016 werden sich somit wichtige Änderungen ergeben, die sicher von vielen Golfern – insbesondere derer mit höheren Handicaps – wohlwollend zur Kenntnis genommen werden.

Kommende Änderungen ab dem Jahr 2016

DGV_Aenderungen2016_350Die Heraufsetzung des Handicaps in der Vorgabenklasse 5 (Hcp. 26,5 bis 36,0) bei weniger guten Ergebnissen wird zukünftig entfallen. Ab 2016 werden somit bei Spielern mit einem Handicap von 26,5 aufwärts keine ‚Verschlechtungen‘ der Stammvorgaben mehr stattfinden – weder bei Wettspielen noch vorgabenwirksamen EDS-Runden. Diese Entscheidung soll nun wieder mehr Spieler dazu veranlassen, doch ruhig häufiger an Turnieren teilzunehmen – eben die, die stets eine ‚Verlustangst‘ um das bisher erreichte Handicap beschleicht.

Dem Vorgabenausschuss des Heimatclubs steht es aber frei, eine Heraufsetzung der Vorgabe zu veranlassen, wenn das theoretisch vorhandene Spielniveau – ausgedrückt durch die Stammvorgabe – nicht mehr gegeben zu sein scheint.

Der DGV hat beschlossen, die Pufferzonenanpassung CBA ab 2016 ersatzlos abzuschaffen. Diese Entscheidung wird ganz sicher von vielen (Turnier-)Golfern positiv aufgenommen werden, da diese Methode der Ergebnisermittlung sehr häufig auf Unmut stieß.

Auch der per Computer ermittelte Automatismus der jährlichen Vorgabenanpassung wird ab dem kommenden Jahr der Vergangenheit angehören. Die Anpassungsentscheidung wandert also wieder zurück in die Hände der Vorgabenausschüsse und der Spieler selbst.

Eine weitere Neuerung ist die Zulassung von privaten vorgabewirksamen Runden (EDS-Runden) auf allen Golfanlagen, die dem DGV angeschlossen sind. Bisher war dies ausschließlich auf dem eigenen Heimatplatz möglich.

Die vor wenigen Jahren eingeführte Kennzeichnung von Stammvorgaben mit den Merkmalen „aktiv“ und „inaktiv“ wird ebenso der Vergangenheit angehören. Hierbei wurde Golfern(innen), die drei oder weniger vorgabenwirksame Turniere in der Saison spielten, die Kennzeichnung „inaktiv“ aufgedrückt. Es wurde nämlich festgelegt, dass die Ergebnisse aus höchstens drei Turnieren pro Kalenderjahr nicht die wahre Spielstärke abbilden und im Rahmen der Preisvergabe bei Turnieren so Ungerechtigkeiten aufkommen könnten.

Zukünftig müssen GolferInnen ihr ‚erstes‘ Handicap wirklich im Spiel mit der nötigen Stableford-Nettopunktzahl nachweisen. Bisher erhielten SpielerInnen nach bestandener Platzreifeprüfung sofort das Handicap 54. Der vormals Clubvorgabe genannte Bereich von „Handicap“ 37 bis 54 gilt dann europaweit als neue Vorgabenklasse 6. Im DGV-Ausweis und auf dem Vorgabenstammblatt wird nach bestandener Prüfung also vorerst der Eintrag PR auftauchen, bis eine echte Zahl per Spiel bewiesen wurde.

(M)ein Fazit

Der DGV, oftmals als unflexibler Dachverband der Golfclubs kritisiert, hat hier ein wohl sehr gutes Paket auf den Weg gebracht. Etliche Dinge, die einigen im Rahmen der Ausübung des Golfsports den Spaß an der Sache etwas verdorben haben, werden ab dem Jahr 2016 für etwas mehr Zufriedenheit sorgen. Inbesondere der Wenigspieler wird sich nicht mehr über Gebühr benachteiligt fühlen.

Sicher werden aber Stimmen laut werden, die eine leichte Ungerechtigkeit in der Praxis sehen, die Vorgaben von Spielern mit Handicaps von 26,5 aufwärts nicht mehr heraufzusetzen, wenn schlechte Ergebnisse erspielt werden. Im Grunde ist aber auch das egal – denn wem tut es weh?

Text: Thomas Klages, Quelle: DGV, Foto: DGV

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