Das Golf-, Tagungs-, Spa- und Wellnesshotel „Der Öschberghof“ liegt in sehr ruhiger Umgebung im Südwesten von Baden-Württemberg nahe der Stadt Donaueschingen. Die wiederum, ich musste mich vor unserem Aufenthalt im Frühjahr 2011 auch erst genauer informieren, liegt nordwestlich des Bodensees nahe der Städtekombination Villingen-Schwenningen. Auch die Schweiz ist mit der Stadt Schaffhausen schon nach rund 39 Kilometern erreicht.
Wer eine recht weite Anreise zum Hotel hat, wir aus der Mitte Niedersachsens, kann auch über die von uns genutzte Alternative nachdenken – obwohl es im ersten Moment etwas abwegig erscheinen mag: Buchungen von Hin- und Rückflügen zu einem bei frühzeitiger Buchung moderaten Preis nach Zürich in der Schweiz, am dortigen Flughafen Übernahme eines Mietwagens und schon knapp 90 Kilometer später ist der Öschberghof in Sichtweite. Das macht Spaß, man entgeht Stress und dem Zeitaufwand einer sehr langen Fahrstrecke und ist auch gleich vor Ort mobil. Bei uns wären es 1300 Kilometer für die Hin- und Rückfahrt gewesen – die gebuchten Flüge waren beim aktuellen Spritpreis sogar günstiger …
Das Hotel liegt eher ländlich geprägt zwischen Donaueschingen und Aasen, ist aber doch gut mit dem Auto erreichbar. Es stehen vor Ort genügend kostenlose Parkplätze zur Verfügung, auf Wunsch auch „echte“ Garagen. Ausflüge ins Umland, in die nahe Schweiz, nach Freiburg i.Br. oder den schönen Bodensee sind von hier aus gut machbar. Für eine nette Shoppingtour eignen sich neben Donaueschingen auch der Ort Villingen sehr gut, der nicht weit entfernt liegt.
Ganz in Ihrem Sinne, Herr Albrecht
Ein Aufenthalt im ruhigen Vier-Sterne-Superior Hotel Öschberghof ist kein Schnäppchen, sondern gehört preislich schon zur deutschen Oberklasse – soviel steht fest. Auch werden eigentlich nie Zimmer über Low-Budget Plattformen verramscht, denn das haben die Betreiber nicht nötig. Doch wer einmal dort war, denkt sicher gern an die Zeit des Besuchs im Haus zurück und würde sicher immer ohne Zögern wiederkehren. Weshalb benutze ich den Begriff „Schnäppchen“? Nun, dieses Hotel gehört zur Gruppe Aldi-Süd und der Bau an sich wurde initiiert vom Firmengründer Karl Albrecht, der selbst begeisterter wie auch guter Golfer war. Ursprünglich sollte das Haus nur ein Clubhaus des vom Chef bezahlten, feinen Golfplatzes werden. Doch dann sollten ja auch mal ein paar Freunde und Partner gepflegt übernachten können. Das war dann der Auslöser für diesen Bau, der schon in den 70ern entstand.
Äußerlich wirkt das Gebäudeensemble bestehend aus dem Haupthaus und daneben angeschlossenen Dependancen mit weiteren Zimmern fast schlicht, unpompös und nie protzig. Das ganze Hotel hat auch nur übersichtliche 73 Zimmer zu bieten. Auffällig war, trotz des Aufenthaltes über das Wochenende von Freitag bis Sonntag, die stete Belegung des Konferenzbereiches durch Firmen. Ein Alterdurchschnitt der anwesenden Gäste ist nicht leicht zu bilden, wovon recht viele der nahen Schweiz durch die nette Sprache bedingt zuzuordnen waren. Von jung bis älter war fast alles vertreten. Als Gast fühlt man sich hier nicht als verpflichend der gehobenen Gesellschaft zugehörig sein zu müssen – stocksteifes Ambiente liegt dem Öschberghof völlig fern. Ich bezeichne den Dresscode und das allgemeine Auftreten einfach mal als sportlich-elegant bis locker.
Den spürbar gelebten Servicegedanken im Öschberghof als schlecht zu bewerten wäre fast strafbar. Ein freundlicher und beinahe familiärer Empfang bei der Ankunft ging einher mit einer Führung durch das gesamte Haus, um sogleich alle Einrichtungen und Möglichkeiten kennenzulernen – das habe ich so bisher auch nicht in 5-Sterne Häusern erlebt. Allerorts im Haus herrscht eine nette und „gastbezogen“ geprägte Atmosphäre, die keinesfalls aufgesetzt wirkt, sondern von echtem Spaß am Beruf zeugt.
Schön an diesem ruhigen Hotel ist die überschaubare Zahl an Zimmern, sodass sich niemand vorkommt wie in einer Bahnhofshalle – was ja in zentrumsnahen Großhotels keine Seltenheit ist. In der gediegen eingerichteten Hotelhalle kann sich der Ankömmling sogleich (oder auch immer wieder zwischendurch) am bereitstehenden Getränkebuffet bedienen, was andernorts eher ungewöhnlich ist. Ein Notebook auf der Anrichte ermöglicht auch den schnellen Blick ins Internet „on-the-Go“. Wer Fragen hat, kann sich auch an die Mitarbeiter der Rezeption wenden, ohne dass gleich ein Gefühl aufkommt, doch möglichst schnell wieder Ruhe zu geben – vorbildlich.
Großzügige, moderne und durchdachte Zimmer
Das bezogene Doppelzimmer im Hauptgebäude war sehr großzügig mit angenehmen Materialien eingerichtet und in einem sehr guten Zustand. Hier wurde ein passiges Mittelmaß aus Gemütlichkeit und moderner Einrichtung gefunden. Neben der abtrennbaren, kleinen Sitzlandschaft findet sich im Zimmer alles, was dem Komfort zuträglich ist – zudem gar der Inhalt der Minibar im Zimmerpreis enthalten war. Begeistert hat auch das Bad: Nicht sehr riesig, aber mit feinen Details wie Handtuchwärmer, Ambilight im Spiegelbereich und modernen wie praktischen Armaturen ausgestattet.
Der Gast braucht hier definitiv keine Angst zu haben, schlecht schlafen zu müssen. Als Service kann vor der Anreise schon kundgetan werden, welche Art von Matratze, wieviele Kissen oder welche Art von Zudecke man beim Aufenthalt haben möchte. Auch die Reinigung des Zimmers war unauffällig wie tadellos.
Wellness, Golf & Co.
Ich bin sicher kein typischer SPA-Gänger, hasse eigentlich auch den auf Marketing basierenden Begriff „Wellness“, doch aber fand ich die Einrichtungen und die gebotenen Möglichkeiten auf rund 2500 Quadratmetern schon fast referenzverdächtig. Sauberkeit ist neben der gemütserhellenden Umgebung eine Wohltat. Der sehr üppige Innenpool ist in diesen Abmessungen wohl auch in größeren Hotels eine Seltenheit. Der direkt angrenzende 27-Loch Golfplatz mit großem Trainingsbereich und Golfschule ist von der Pflege her eine Augenweide, das dazugehörige Clubhaus groß und schick wie urig zugleich, der Pro Shop exzellent bestückt mit einer keinesfalls überzogenen Preisstruktur. Wer nicht im Hotel selbst speisen möchte, kann dies auch sehr gut im Clubhaus tun. An ausgewiesenen Abenden gibt es auch mal live Gegrilltes mit ganz frischem Beiwerk vom netten Koch, der sein breites Angebot in einer Glasvitrine zur freien Auswahl bereitstellt.
Wir hatten ein Golf-Komplettarrangement FORE (das es jetzt so nicht mehr gibt) für ein Wochenende von Freitag bis Sonntag im Doppelzimmer des Haupthauses erhalten. Dazu gehörte neben dem wahrlich perfekten Frühstück, das mit Liebe arrangiert im Grunde keinen Wunsch offen ließ, ein Dreigang-Menü am Freitag sowie ein Viergang-Menü am Samstagabend inkludiert im Hauptrestaurant. Gleich bei Ankunft wurde unsere Wunschzeit zum Abendessen erfragt. Weder vor noch nach dem Essen bestand Eile, denn der große Tisch wurde nur einmalig am Abend vergeben – was auch nicht unbedingt gängiger Standard ist. An beiden Abenden war die Güte und das Anrichten des Essens überragend. Einhergehend mit dem aufmerksamen und netten Service war alles rundum ein Genuß.
Als ich am zweiten Abend im Laufe des leckeren Nachspeiseensembles dann doch meine naturgegebene Aufnahmefähigkeitsgrenze erreicht hatte, wurde mir gar der abschließende Espresso in die äußerst gemütliche Kaminlounge hinter der schicken Bar gebracht. Die Weinpreise dort gingen ebenfalls in Ordnung und entsprachen dem Gesamtambiente. Neben einem querliegenden, modernen Kamin und einem sogar begehbaren Humidor bietet die Einrichtung auch zahllose Bücher und Bildbände wie in einer kleinen Bibliothek, um sich die Zeit am Abend gemütlich vertreiben zu können.
Der Haussponsor hinterlässt einen Gruß
Es wurde uns angeboten, doch ruhig für einen Ausflug einen der vor dem Eingang aufgereihten Audi-Fahrzeuge zu nutzen – kostenfrei, versteht sich. Ich verzichtete auf den Q 7 in Vollausstattung, weil ich mir schon vorher die Enge in der Innenstadt von Konstanz bei unserem Samstagsausflug vorstellen konnte. Dafür eignete sich unser fast fabrikneues kompaktes Mietfahrzeug von Europcar erheblich besser.
Auch Aldi muss nicht billig sein
Warum, fragt sich der geneigte Leser sicher genauso wie es tat, hat der Öschberghof eigentlich nicht das für scheinbar viele Hotels erstrebenswerte Prädikat von fünf Sternen? Wer sich beim DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.) umsieht und sich den Kriterienkatalog ansieht, wird im Nachhinein feststellen, dass der Öschberghof wohl reif wäre für die „5“. Lässt der Betreiber jedoch hier und da eine im Grunde unwichtige Kleinigkeit (vielleicht absichtlich?) weg, reicht es nur für die Kategorie Vier-Sterne Superior. Der Gast merkt es definitiv nicht.
Die ehemalige Kooperation der FORE!-Hotels (deutschlandweit sechs feine, ausgesuchte Hotels an bzw. mit Golfplätzen), zu der auch der Öschberghof gehörte, ging zum 01.01.2012 über in die bestehende Plattform „Hotels auf dem Golfplatz“ (Link: www.hotelsaufdemgolfplatz.com). Auch dort sind Online-Buchungen möglich, doch leiten die dortigen Unterseiten wieder direkt zum Hotelportal weiter.
Wer direkt beim Hotel bucht und auch gern Golfen möchte, sollte sich die Angebote mit dem Titel „Golf Arrangements“ oder auch die allgemeinen „Rundumsorgt“-Pakete ansehen. Hier passen Preis und Leistung perfekt zusammen. Ich selbst würde es jedoch stets vorziehen, im Hauptgebäude wohnen zu wollen. Die Wege von den Zimmern der angrenzenden Dependance sind zwar kurz, doch hätte ich dort eher das nicht so schöne Gefühl, eine externe Ferienwohnung zu bewohnen. Außerdem fielen mir die Schlappengänger in Bademänteln auf dem Weg zum Spa-Bereich eher als etwas deplatziert wirkend ins Auge …
Der Öschberghof
Golfplatz 1
78166 Donaueschingen
Deutschland
Direkter Weblink: www.oeschberghof.com
Fotos: Thomas Klages
(Der Besuch des Hotels wurde durch golf.de und Fore!-Hotels ermöglicht. Der obige Text ist aber unbeeinflusst dessen ein Abbild meiner persönlichen Eindrücke und Meinung.)