Es fällt nicht leicht und hängt einzig von den persönlichen Wünschen und Vorlieben ab, wo ein Reisender im nahezu paradiesischen Inselstaat Mauritius im Indischen Ozean vor hat, seine Zeit zu verbringen. Der Flughafen Plaisance liegt im Südosten, doch die eher übersichtliche Ausdehnung der Insel macht die Wahl der Unterkunft nicht unbedingt von der Entfernung abhängig. Bekannter und oft bereist wird etwa die Region Grand Baie im Nordwesten, die recht belebt ist und doch mehr touristisch geprägt. Auch die Westküste mit Flic en Flac und Wolmar ist beliebt. In den genannten Regionen gibt es neben hochklassigen Anlagen, entgegen manch landläufiger Meinung, auch günstigere Unterkünfte.
Bei mir jedoch ergab sich die Ortswahl fern des Trubels – die Domaine de Bel Ombre im sehr ruhigen Südwesten. Hier ist das ursprüngliche Mauritius noch am Deutlichsten spürbar. Das besuchte Hotel Heritage Le Telfair Golf & Spa gehört zur Kategorie „Luxusklasse“ und wird, je nach Anbieter, mit Fünf oder auch Fünf-Sternen Superior eingestuft. Neben dem eigenen Charme der Anlage, die aus 20 einzelnen und nur einstöckigen Villen in einem großen tropischen Garten besteht, war aber auch der dazugehörige Golfplatz Heritage Golf Club mit eines der Gründe, hier unterzukommen. Und, die Wahl war perfekt.
Zimmer als Wohlfühlort
Bei meinem Zimmer handelte es sich um ein Superior Zimmer mit dem Zusatz „Beachfront“. Diese Bezeichnung sagt schon etwas über die Lage aus. Direkt zu meinen Füßen lag der schneeweiße Pulversand des Strandes, die Palmwedel ragten fast ins Zimmer und zu Beginn der ersten Nacht verwirrte mich ein lautes Rauschen: Es war der an den etwas vorgelagerten Korallenriffs heranbrausende Indische Ozean – wie mir dann beim Betreten des Balkons in der Dunkelheit dann klar wurde.
Sechzig Quadratmeter Fläche in einem mit hochwertigen Materialien eingerichteten Zimmer, in dem man sich sofort heimisch fühlt, waren großzügig. Der koloniale Stil der ganzen Hotelanlage setzte sich im Zimmer konsequent fort. Dunkle Holzfußböden und Möbelstücke im antiken Stil gingen einher mit feinen Details wie zahlreichen Kissen auf dem breiten Bett, einem ganz modernen LCD-Fernseher mit direkten Bestellmöglichkeiten von Speisen oder Services auf Knopfdruck über Auswahlmenüs, ein wirklich großer und begehbarer Kleiderschrank im üppigen Bad sowie eine Minibar mit in Schubladen integriertem Tee- und Kaffeebereiter.
Als praktisch stellte sich der Zimmerschlüssel in Form einer Transponderkarte heraus, die ich nicht jedesmal extra aus dem Portemonnaie fummeln musste. Als einziges mehr unpraktisches Detail, dass sich der Haartrockner fest montiert in einer Schublade vor dem Spiegel am Schreibtisch befand.
Umwerfend fand ich den gebotenen Zimmerservice, denn ich sah nie jemanden und fand immer alles perfekt gereinigt und bereitet vor. Man könnte das Gefühl haben, jemand würde sich hinter den Palmen im großen Garten verstecken und darauf warten, dass man das Zimmer verlässt – um den Gast nicht durch den Service zu stören. Jedesmal bei der Rückkehr war das Bett schön gemacht, meine Badutensilien neu arrangiert und auf dem Bett lag ein Tablett mit der Fernbedienung des TV-Gerätes, einem Frühstücksbestellblatt, einem elektrischen Moskitovernichter und dem Wäschewunschzettel. Später am Abend war das Bett dann angerichtet und auf der Beistellkommode zwei Gläser samt einer neuen Flasche Mineralwasser bereitgestellt. Apropos Bad: Wer denn baden wollte, konnte zwei Holzladen öffnen und so aus der Badewanne über das Bett direkt durch die raumhohen Glastüren (von der deutschen Firma Schüco) auf den Ozean blicken – wenn das nicht stilvoll ist …
Hotelservices umschmeicheln den Gast
Die Architektur des gesamten Hotels und seiner Einrichtungen war phänomenal anzusehen und erinnerte an allen Ecken an die alten Kolonialzeiten der Insel. Viel weiß lackiertes Holz, offene Räumlichkeiten in der Lobby, der zentralen Cavendish Bar und den Restaurants sorgen für ein nie einengendes Gefühl eines klassischen Hotelbaus – alles wirkt hier frisch und luftig.
Auch sehr ungewöhnlich ist sicher die Spaltung der großen Grundfläche des Hotelareals durch einen Fluss. Der Citronniers River durchquert hier das komplette Gelände und mündet am asiatischen Restaurant Gin’ja ins Meer. So überquert der Gast, wenn er zur Rezeption oder zum Ausgang gelangen will, eine Fußgängerbrücke – die am Abend romantisch mit zahlreichen Kerzen beleuchtet ist. Ich glaube, der Kerzenanzünder war abends sicher eine Stunde unterwegs, um wirklich alle Leuchten auf dem Gelände anzuzünden. Auch ein schöner Job …
Ich weiß nicht, wie viele dienstbare Geister sich um den perfekten Zustand der Gartenanlage und die Pools kümmern, doch es müssen einige sein. Fast immer konnte ich irgendwo stets freundliche Mitarbeiter sehen, die hackten und fegten, harkten oder putzten. Und überhaupt war die Freundlichkeit des gesamten Personals unaufgesetzt angenehm. Jedwede Frage wurde umgehend beantwortet, jeder Wunsch schon fast auf einen Blick hin erfüllt. Praktisch fand ich auch den kostenlosen Shuttleservice zum Golfplatz oder dem nebenan liegenden Hotel Heritage Awali. Ein kurzer Hinweis an der Rezeption reichte, um mit einem kleinen Bus oder Range Rover zum Ziel gefahren zu werden.
An den zwei Pools gab es kein Geschiebe oder Gedränge, es wurden – was sehr angenehm war – keine der Liegen mit Handtüchern reserviert. Nicht fehlen darf in einem solchen Hotel ein Spa-Bereich und der kann hier fast als Referenz herhalten: Das „Seven Colours Spa – Millesime Collection“ ist eine exklusive Marke der VLH-Group und nur auf Mauritius zu finden. Durch das einzigartige Farbtherapie-Prinzip des Spa’s finden die Mitarbeiter zu Beginn heraus, was das Beste für den jeweiligen Gast ist (persönliches Chakra) und stimmt die folgende Spa-Behandlung genau darauf ab. Etwas abgesetzt vom Hauptgelände mit 2.000 Quadratmetern Grundfläche in einem tropischen Garten gelegen finden sich neun teils private Behandlungsräume, einen auf Mauritius einzigartigen Vitality-Pool, elektronisch steuerbare Erlebnisduschen und Ruhebereiche. Auch ein Hamam, eine Sauna, Mani- und Pediküreangebote als auch ein Friseur sind im Areal zu finden, um rundum betreut wie frisch geboren weitere Aktivitäten oder einen netten Abend tiefenentspannt angehen zu können.
Delikate Auswahl hoch zwei – die Gastronomie
In oder nahe der Domaine de Bel Ombre ist nicht richtig viel los, was die gastronomischen Möglichkeiten angeht. Doch warum in die Ferne schweifen? Das Heritage Le Telfair bietet schon allein das Hauptrestaurant „Annabella’s“, die deutlich asiatisch angehauchte Fusionsküche im am Strand gelegenen Holzgebäude des Restaurants „Gin’ja“, das Pool bzw. Strandrestaurant „Le Palmier“ als auch die lockere Location des italienisch geprägten „Cyan“ im C Beach Club. Wer noch nicht genug hat, besucht am Abend unter Anforderung des Shuttle das abgesetzte „Château de Bel Ombre“ als ausgewiesene Edellokalität in echt romantischem Ambiente – besondern beim Speisen auf der Terrasse in der lauen Abendluft. Auch im erwähnten, dicht nebenan liegenden Hotel Awali sind noch weitere Restaurants verfügbar, die besucht werden können.
Da ich im Laufe des Aufenthaltes alle obigen Restaurants besuchte, kann ich von der Qualität der Speisen und dem wirklich unauffällig aufmerksamen Service des Personals nur Gutes berichten. Die Menüs waren stets mehr als schmackhaft zubereitet und sogar für mich, der ich mitunter Probleme bei der Verträglichkeit habe, exzellent. Besonders die Auswahl der Getränkekarte war sehr üppig, doch sollte ruhig ein Blick auf die Preise erfolgen – um besonders bei der gebotenen riesigen Weinauswahl weltweiter Produzenten nicht gleich den Budgetrahmen zu sprengen.
What to do?
Hier, in der Domaine de Bel Ombre, herrscht fast unwirklich exorbitante Ruhe – das sollte jedem Gast schon vorab klar und wichtig sein. In der Praxis bedeutet das: wer denkt, am Abend ausgehen zu können, um in einem nahen Ort Cafés und Bars einen Besuch abzustatten, liegt hier falsch. Die nächste größere Ortschaft wäre Souillac im Osten, doch liegt die doch etwas zu weit entfernt und am Abend klappen die Bürgersteige hier fast automatisch hoch.
Das bedeutet aber nicht, sich im Zimmer einigeln zu müssen. Neben der zentralen und komplett offenen „Cavendish Bar“, die bis Mitternacht geöffnet hat und neben Bibliothek und Snooker Tisch auch abends Livemusik vom Feinsten zelebriert, gibt es für das aktive Besuchervolk den „C Beach Club“. Dies ist der erste auf Mauritius gegründete Beach Club in richtig cooler Atmosphäre – und zwar ein echter Beach Club, denn hier gibt es auch eine tropische Strandatmosphäre dazu, die etwa am Mainzer Rheinstrand oder Hamburger Elbufer doch nicht so recht aufkommen will. Barfuß speisen und anschließend einen stylisch zubereiteten Drink in der Liege oder der blau beleuchteten Bar am Pool mit Clubsounds zu genießen hat was. Außerdem finden hier wiederholt Beach Partys mit angesagten DJs statt.
Tagsüber ist der lange, vorgelagerte Strand mit dem blendend weißen Sand auch nicht unschön. Liegen gibt es genügend, der Weg zur Bar und ins Zimmer ist nicht weit. Sollte gerade Ebbe herrschen, auch hier gibt es Gezeiten, ist es ein echtes Erlebnis, im kristallklaren Wasser 200 Meter in den Ozean zu spazieren und dann erst nur bis zur Badehose im Wasser zu stehen. Ich denke, auch das wird ein Paradies für Familien mit Kindern sein.
In dieser ruhigen Umgebung steigt die Langeweile? Muss sie nicht, denn das Programm an aktiver Betätigung ist breitbandig. Viele Wassersport- und Freizeitangebote sind beim Heritage Le Telfair schon inklusive: Wasserski oder Wakeboard mit schnittigem Powerboat als Zugmaschine, Tretboote, Schnorcheln, Beachvolleyball, Aquagym oder auch Thai Chi-Übungen im Fitnessbereich oder am Strand. Gegen Aufpreis werden Tennis-, Tauch- oder Wasserski-Kurse, ein Personal Trainer oder Mountainbikes zur Erkundung der Umgebung angeboten.
Als besonderes Highlight für Golfspieler gilt für alle Gäste des Heritage Resorts (Le Telfair, Awali, The Villas), dass das Spiel auf dem Platz des angrenzenden „Heritage Golf Club“ immer kostenfrei eingeschlossen ist – hier gilt es nur, sich Startzeiten zu reservieren. Durch ein Abkommen ist es den Gästen ebenfalls möglich, für nur 60 Euro Greenfee (regulär: 100 Euro) auf den ebenfalls herrlich gelegenen und toll designten Plätzen „Le Paradis at Le Morne GC“ und dem „Tamarina GC“ zu spielen. Beide Plätze liegen an der Südwest- bzw. Westküste und sind recht schnell erreichbar.
Beachtenswert scheint noch ein praktisches Detail, was mir vorher nicht als prägnant auffiel: Auf Mauritius geht die Sonne recht früh unter, wie wir Europäer es wohl so nicht kennen. Ende März, am Ende des dortigen Sommers, war es so schon um halb sieben stockdunkel. Auf dem Weg ins Restaurant braucht aber niemand eine Taschenlampe. Dafür regnet es hier gern mal plötzlich und unerwartet – aber für diesen Fall stehen in jedem Zimmer schicke Regenschirme bereit.
Daten (Stand: 2012)
Heritage Le Telfair Golf & Spa Resort
B 9, Bel Ombre
Domaine de Bel Ombre
Mauritius
Direkter Link zur Website des Hotels: www.heritageletelfair.mu
Direkter Link zu den Möglichkeiten in der Domaine de Bel Ombre: www.domainedebelombre.mu
Fotos: Thomas Klages und VLH
(Dank für die Unterstützung der Recherchen gelten dem Heritage Resort Mauritius, WeberBenAmmar PR sowie Air Mauritius. Der obige Text ist aber unbeeinflusst dessen ein Abbild meiner persönlichen Eindrücke und Meinung.)